URBILDER - Bilder, die das Leben zeichnet

So kurz und prägnant lässt sich die universelle Sprache der Symbole auf den Punkt bringen. Ich lieh mir diesen Satz bei Gerald Hüther, der damit die Prägungen des Menschen benennt. In den fünfziger Jahren plädierte Erich Fromm sogar dafür, die Symbolsprache als gemeingültige Ausdrucksform anzuerkennen und in den Schulen zu unterrichten.

Die Mythen der Völker beschreiben jede menschliche Entwicklung als Reise, die von tiefer innerer Sehnsucht getrieben Wege geht, um zu finden, was zur Ganzheit fehlt. Solcherart menschliches Unterwegssein sei mit Spiegelscherben vergleichbar; die Zersplitterung würde zum Motor für die Suche nach Ganzheit, für den Drang nach Zusammenfügung.

In allen Überlieferungen dieser Erde taucht finden-wollendes Unterwegssein auf, gilt es Prüfungen zu bestehen, Hindernisse zu überwinden, Verluste zu erleben und Gefahren zu meistern.

Eine Vielzahl von überlieferten Symbolen gleichen zeitlosen Urbildern, denen jede menschliche Seele auf ihrem Lebensweg begegnet. Mehr noch: aus archetypischer Perspektive trägt jedes Individuum diese Urbilder als Anlage in sich.

In Sagen und Märchen wimmelt es von verschlungenen Wegen und übermenschlichen Kräften, von Unwissenheit, Mut und unerschütterlichem Unterwegssein. Das Einfache wird heldenhaft, Schlichtheit weckt Mut.

Mythen beschreiben lebenslanges Lernen aus den unterschiedlichsten geistigen und seelischen Blickwinkeln und drücken in ihrer bildhaften Sprache die Weisheit vergangener Zeiten aus. Solche Bilder ohne Worte verkörpern Vorstellungen, Ideen, Gedanken und/oder Gefühle und spiegeln darin inneres Erleben. Mythen erzählen von einer Ordnung, zeigen, wie Menschen denken und zu ihrer Zeit dachten und nutzen als Sprache Symbole; weltumspannende und menschheitsumfassende Urbilder.

„Wenn die Seele etwas erfahren möchte, dann wirft sie ein Bild der Erfahrung vor sich und tritt in dieses ein!“ (Meister Eckhart)

In dieser Weise erzählen sich Menschen seit alters her Geschichten; sowohl Geschichten die das Leben schrieb als auch Geschichten, die das Leben wünschenswerter weise schreiben sollte. In ihren Geschichten entwerfen, spiegeln und entwickeln die Individuen aller Kulturen ihre ureigene Individualität.

 

Die Begriffe Archetyp oder Urbild beziehen sich auf gebräuchliche  Symbole wie Königin und König, Mutter und Vater, Geliebte und Geliebter, Kriegerin und Krieger - um in der geschlechtlichen Gegenüberstellung zu bleiben.

Die wichtigsten Archetypen sind der Held - und, daraus hervorgehend, der Antiheld - und demgegenüber der Widersacher. In Romanzen und Liebesdramen zeigt sich gerne das klassische Wechselspiel von Anima und Animus, oft auch verbunden mit dem Archetyp des Helden oder der Heldin.

Im Tarot begibt sich der Narr auf eine Heldenreise und durchschreitet menschliche Erfahrungen bis zur Neige, um so geübt vertrauend und voll bewusst leichten Schrittes frohgemut seinen Weg zu gehen. Auch in Märchen begegnen uns Antihelden als Däumling oder Aschenputtel, welche wunderbar archetypisch menschliche Entwicklungsphasen und erwachende Persönlichkeitsreifung symbolisieren.

In der Psychologie wird ein Archetyp als die urtümliche Struktur menschlicher Vorstellungs- und Handlungsmuster beschrieben, und die Philosophie sieht in Urbildern idealtypische Vertreter menschlicher Ideen.

 

Textanregungen aus:
Die Macht der inneren Bilder Gerald Hüther
Narrensprünge Margarete Petersen
Märchen, Mythen, Träume Erich Fromm
Der Mensch und seine Symbole C. G. Jung
Die kurze Geschichte der Menschheit Y. N. Harari

https://de.wikipedia.org

vierblättriges Kleeblatt, Urbild, Archetypen

 

 

 

 

Rose, Symbol für Liebe

 

 

 

 

 

 

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